Bausteine für eine bessere Lebensqualität bei Multipler Sklerose

Veröffentlicht
Dec 20, 2023

Erfahre, wie du trotz der täglichen Herausforderungen mit Multipler Sklerose deine Lebensqualität steigern kannst. Von der Krankheitsakzeptanz bis zu antioxidativen Maßnahmen und regelmäßiger Bewegung – entdecke Selbsthilfeansätze, um positiv auf dein Leben mit MS einzuwirken. Integriere schrittweise Bausteine für eine verbesserte Lebensqualität und finde Wege zu mehr Wohlbefinden.

Die Diagnose MS bringt für uns alle viele Herausforderungen im Alltag. Regelmäßige Arztbesuche, Blutkontrollen, Physiotherapie und vieles mehr kosten Zeit und zehren oft an den Kräften. Hinzu kommt die ganze Bürokratie, mit der wir uns auseinandersetzen müssen, um einen Antrag auf Schwerbehinderung zu stellen, ein Hilfsmittel oder eine Reha zu beantragen. Unsere Lebensqualität leidet unter der ständigen Konfrontation mit den Herausforderungen, Verpflichtungen und Hürden, die die Erkrankung mit sich bringt. Und bei all dem bleibt so oft der Gedanke: „Was kann ich eigentlich noch selbst tun, damit es mir besser geht?“.

Die Bedeutung von Lebensqualität bei Multipler Sklerose

Die Diagnose MS führt bei Betroffenen zu großen Unsicherheiten und Angst vor der Zukunft. Doch es ist wichtig zu verstehen, dass die Lebensqualität trotz der Erkrankung verbessert werden kann. Ein positiver und gesunder Lebensstil, unterstützt durch einfache Selbsthilfemaßnahmen, kann einen bedeutenden Einfluss auf das Wohlbefinden haben.
Um die Lebensqualität bei MS zu steigern, ist es entscheidend, die Krankheit zu verstehen. Das Wissen über MS und die Entwicklung von Selbstmanagement-Fähigkeiten ermöglichen es, aktiv auf der Gestaltung des eigenen Lebens mit MS einzuwirken.
Mit Hilfe von Vertrauenswürdigen Gesundheitsinformationen und dem Austausch mit Ärzt*innen kann Klarheit über die Erkrankung gewonnen werden. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei die Akzeptanz der Diagnose ein, denn sie ist der erste Schritt zu Empowerment und Selbsthilfe.

Entzündungen reduzieren durch eine gesunde Lebensweise

Das Entzündungsgeschehen spielt bei MS eine wesentliche Rolle. Eine ungesunde Lebensweise ist das Zündholz für die Entstehung verschiedener Erkrankungen, wie auch Multiple Sklerose.
Ungesunde und fettreiche Ernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht, chronischer Stress, Schlafmangel, eine gestörte Darmflora und Umweltgifte sind nur einige davon. Aber genau hier steckt auch unser größtes Potenzial, selbst einen positiven Einfluss zu nehmen.

Freie Radikale und oxidativer Stress

Diese zuvor genannten Lebensstilfaktoren sorgen dafür, dass in unserem Körper vermehrt freie Radikale gebildet werden. Diese können körpereigene Strukturen schädigen und zu einer Störung im Stoffwechsel beitragen. Werden zu viele freie Radikale gebildet, kommt es zu oxidativem Stress. Oxidativer Stress ist ein Zustand im Körper, der entsteht, wenn die Menge an freien Radikalen die Fähigkeit des Körpers, sie zu neutralisieren, übersteigt.

Oxidativer Stress und MS

Freie Radikale können die Blut-Hirn-Schranke beeinflussen, was zu einer erhöhten Durchlässigkeit führt und so das Eindringen von Immunzellen in das zentrale Nervensystem begünstigt. Oxidativer Stress kann den Verlauf von MS verschlimmern, indem er Entzündungsprozesse verstärkt und die Schädigung von Nervenzellen fördert.
Um den oxidativen Stress bei MS zu reduzieren, können antioxidative Maßnahmen hilfreich sein. Antioxidantien sind Substanzen, die freie Radikale neutralisieren und so die Zellschädigung begrenzen können. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Antioxidantien, regelmäßige körperliche Aktivität, Stressreduktion, gesunder Schlaf und der Verzicht auf Rauchen sind Maßnahmen, die dazu beitragen können, den oxidativen Stress zu reduzieren.

Antientzündliche Ernährung für mehr Wohlbefinden und einen gesunden Darm

Eine ausgewogene Ernährung ist ein Schlüsselbaustein für eine verbesserte Lebensqualität. Sie hat nicht nur eine positive Wirkung auf unseren Darm, sondern auch auf das Nervensystem und die Psyche.
Hier kommen ein paar Grundlagen für eine ausgewogene und antientzündliche Ernährung, die du berücksichtigen solltest:
  1. Omega-3-Fettsäuren: Lebensmittel reich an Omega-3-Fettsäuren, wie fetter Fisch (Lachs, Makrele, Hering), Leinsamen, Chiasamen und Walnüsse, können entzündungshemmende Eigenschaften haben.
  1. Buntes Gemüse und Obst: Antioxidantien in Obst und Gemüse, insbesondere in Beeren, grünem Blattgemüse, Tomaten und Brokkoli, können helfen, Entzündungen zu reduzieren.
  1. Ingwer und Kurkuma: Diese Gewürze enthalten natürliche entzündungshemmende Verbindungen. Kurkuma enthält Curcumin, das für seine potenziell entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt ist.
  1. Ganze Körner: Vollkornprodukte wie Hafer, Quinoa und Vollkornbrot liefern Ballaststoffe und können dazu beitragen, eine gesunde Darmflora zu fördern.
  1. Probiotika: Lebensmittel mit probiotischen Kulturen, wie Joghurt, Kefir, Sauerkraut und Kimchi, können die Darmgesundheit unterstützen.
  1. Nüsse und Samen: Mandeln, Walnüsse, Chiasamen und Leinsamen sind gute Quellen für Omega-3-Fettsäuren, Ballaststoffe und Antioxidantien.
  1. Olivenöl: Extra natives Olivenöl enthält gesunde Fette und Polyphenole, die entzündungshemmende Eigenschaften haben können.

Regelmäßige Bewegung als Ausgleich

Regelmäßige körperliche Aktivität kann einen großen Beitrag zur verbesserten Lebensqualität leisten. Angepasste Übungen, wie Yoga oder Wassergymnastik, können die Beweglichkeit verbessern und die allgemeine Fitness steigern. Dies trägt nicht nur zur körperlichen, sondern auch zur mentalen Gesundheit bei.
  1. Verbesserte Mobilität: Durch gezielte Übungen kann die Muskulatur gestärkt werden, was zu einer verbesserten Mobilität führen kann.
  1. Erhaltung der Gelenkflexibilität: Dehnungs- und Flexibilitätsübungen können dazu beitragen, die Gelenkflexibilität zu erhalten und die Steifheit zu reduzieren.
  1. Steigerung der Energie und Ausdauer: Regelmäßige körperliche Aktivität kann die allgemeine Energie und Ausdauer verbessern. Dies kann dazu beitragen, Müdigkeit und Erschöpfung zu reduzieren.
  1. Positive Auswirkungen auf die Stimmung: Bewegung kann die Freisetzung von Endorphinen stimulieren, was zu einer Verbesserung der Stimmung beitragen kann. Dies ist besonders relevant, da Menschen mit MS häufiger von Depressionen und Angstzuständen betroffen sein können.
  1. Unterstützung des Immunsystems: Moderate körperliche Aktivität, vor allem an der frischen Luft, kann das Immunsystem stärken und Entzündungsprozesse im Körper regulieren.

Stressmanagement als Schutzschild

Stress kann MS-Symptome verstärken und auf Dauer auch die Darmbarriere schädigen, was wiederum negative Auswirkungen auf die Immunabwehr hat. Deshalb ist ein effektives Stressmanagement entscheidend. Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen oder progressive Muskelentspannung können dazu beitragen, Stress abzubauen und die Lebensqualität zu steigern.
Stressmanagement spielt also eine entscheidende Rolle im Umgang mit der Erkrankung. Lass uns einmal schauen, was geeignete Maßnahmen sein können, um das Stressmanagement zu verbessern.
  1. Entspannungstechniken: Das Erlernen und anwenden von Entspannungstechniken wie progressiver Muskelentspannung, tiefem Atemtraining, Meditation oder Yoga kann dazu beitragen, Stress abzubauen und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Diese Techniken können auch helfen, Muskelspannung zu reduzieren.
  1. Regelmäßige Pausen: Das Einteilen des Tages in gut strukturierte Abschnitte mit ausreichend Zeit für Pausen und Erholung ist wichtig. Überforderung und chronischer Stress können Symptome verschlimmern. Es ist wichtig, sich selbst zu erlauben, Pausen einzulegen und nicht erst, wen alle Arbeiten und To Do’s erledigt sind.
  1. Soziale Unterstützung: Der Austausch mit Familie und Freunden hilft, emotionalen Stress zu reduzieren. Das Teilen von Erfahrungen und Gefühlen kann nicht nur entlastend sein, sondern schafft ein Gefühl von Verbundenheit. Außerdem kann es bei deinem Gegenüber das Verständnis über die Herausforderungen mit der Erkrankung fördern.
  1. Zeitmanagement: Effektives Zeitmanagement kann helfen, den täglichen Stress zu reduzieren. Die Priorisierung von Aufgaben und die Überlegung von realistischen Zielen für den Tag können dazu beitragen, Überlastung zu vermeiden.

Schlafhygiene für eine erholsame Nacht

Gesunder Schlaf ist essenziell für die körperliche Erholung und Regeneration. Im Körper finden während des Schlafs Reparatur- und Wiederherstellungsprozesse statt. Ausreichend und erholsamer Schlaf kann dazu beitragen, Ermüdung zu reduzieren und die allgemeine Lebensqualität zu verbessern.
Auch spielt Schlaf eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung des Immunsystems. Ausreichender Schlaf kann dazu beitragen, die Immunabwehr zu stärken und die Anfälligkeit für Infekte zu verringern. Zudem kann gesunder Schlaf dazu beitragen, die psychischen Belastungen zu reduzieren und die mentale Gesundheit zu fördern.
Die Einhaltung einer festen Schlafroutine, die Gestaltung eines angenehmen Schlafumfelds und das Vermeiden von stimulierenden Aktivitäten vor dem Schlafengehen können zu einer erholsamen Nachtruhe beitragen. Wie dies aussehen kann, erfährst du in unserm Artikel: „Schlafstörungen bei MS: Strategien für eine bessere Nachtruhe“

Die Wichtigkeit mentaler Gesundheit

Die psychische Gesundheit ist genauso wichtig wie die körperliche Gesundheit. Therapeutische Unterstützung, sei es durch Psychotherapie oder Beratung, kann dabei helfen, mit den emotionalen Herausforderungen der MS umzugehen und die Lebensqualität zu steigern.
Die Pflege der mentalen Gesundheit ist daher von großer Bedeutung. Meditation, Achtsamkeitsübungen und der Austausch mit anderen Betroffenen können helfen, die mentale Gesundheit zu bewahren.
  1. Bewältigung von Herausforderungen: Eine gute mentale Gesundheit hilft dabei, Unsicherheit über den Krankheitsverlauf, Symptome, und mögliche Beeinträchtigungen besser zu bewältigen und den Umgang mit den Veränderungen im Leben zu erleichtern.
  1. Reduzierung von Stress und Angst: Die Arbeit an der mentalen Gesundheit ermöglicht es, Stress besser zu bewältigen und Ängste zu reduzieren, was sich positiv auf den Krankheitsverlauf und die Lebensqualität auswirken kann.
  1. Förderung von Lebensfreude und Lebensqualität: Ein positiver mentaler Zustand kann dazu beitragen, Lebensfreude und Lebensqualität zu fördern, trotz der Herausforderungen, die mit MS verbunden sein können. Die Fähigkeit, positive Aspekte des Lebens zu erkennen und zu schätzen, trägt dazu bei, ein erfülltes Leben zu führen.
  1. Besserer Umgang mit Symptomen: Eine stabile mentale Gesundheit kann dabei unterstützen, einen besseren Umgang mit den Symptomen zu entwickeln. Die Einstellung zum eigenen Körper und die Bereitschaft, anzunehmen was gerade da ist, können den Alltag erleichtern.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Aufrechterhaltung einer positiven mentalen Gesundheit nicht bedeutet, dass du ständig glücklich sein musst. Es geht vielmehr darum, Werkzeuge und Strategien zu entwickeln, um mit den Herausforderungen umzugehen und eine positive Einstellung gegenüber dem eigenen Leben und der eigenen Gesundheit zu bewahren.

Kreativität als Ausdrucksmittel

Kreative Ausdrucksweisen, angefangen bei einfachen Aktivitäten wie Tagebuchschreiben oder Skizzieren bis hin zu komplexeren künstlerischen Darstellungen, können nicht nur Freude bereiten, sondern auch als Ausdrucksmittel dienen. Sie ermöglichen es, Emotionen zu verarbeiten und einen positiven Fokus zu setzen. Der Schlüssel liegt darin, Aktivitäten zu finden, die Freude bereiten und den individuellen Fähigkeiten und Interessen entsprechen.
  1. Selbstausdruck und Identität: Kreativität bietet einen Raum für Selbstausdruck und Selbstreflexion. Durch verschiedene kreative Ausdrucksformen wie Malen, Schreiben, Musik oder Handwerksarbeiten kann jeder seine/ihre Identität auf neue Weisen erkunden und stärken.
  1. Bewältigung von Emotionen: Wir tragen so viele Emotionen in uns, von Angst und Frustration bis zu Hoffnung und Freude. Kreativität ermöglicht es, diese Emotionen auf konstruktive Weise zu verarbeiten und auszudrücken, was wiederum das emotionale Wohlbefinden fördert.
  1. Stressabbau: Kreative Aktivitäten können als therapeutisches Mittel dienen, um Stress abzubauen. Das Eintauchen in einen kreativen Prozess kann dazu beitragen, den Geist zu beruhigen, die Aufmerksamkeit abzulenken und den Fokus auf positive Erfahrungen zu lenken.
  1. Förderung der kognitiven Funktionen: Kreative Tätigkeiten erfordern oft komplexe Denkprozesse und können dazu beitragen, die kognitiven Funktionen zu stimulieren und aufrechtzuerhalten.
  1. Förderung der Anpassungsfähigkeit: Kreativität erfordert oft Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, was gerade bei veränderten körperlichen Fähigkeiten förderlich sein kann. Kreative Prozesse können helfen, neue Wege zu finden und alternative Perspektiven zu entwickeln.
Die Bausteine für eine verbesserte Lebensqualität bei Multipler Sklerose sind vielfältig und sie erfordern Zeit und Engagement. Indem du Schritt für Schritt diese Bausteine integrierst, kannst du deine Lebensqualität und dein körperliches und mentales Wohlbefinden verbessern. Jeder Schritt – und mag er auch noch so klein erscheinen, ist ein Fortschritt auf deinem Weg zu mehr Lebensqualität.
 
notion image
von Julia Bierenfeld