Teil I: Wie Sabrina die Diagnose MS annahm oder warum Angst ein unglaublich schlechter Ratgeber ist

Veröffentlicht
Sep 17, 2023
Mitten im Studium erhielt Sabrina im Alter von 23 Jahren die Diagnose Multiple Sklerose. Anfangs ignorierte sie die Symptome, da sie dachte, sie seien auf Stress zurückzuführen. Doch als die Probleme mit den Augen immer schlimmer wurden, entschied sie sich, einen Neurologen aufzusuchen. Dieser erkannte den Ernst der Lage und ließ weitere Untersuchungen durchführen, die letztendlich zur Diagnose MS führten.

Wissen ist Macht

Sabrina hatte selbst im Voraus zu ihren Symptomen recherchiert. In unserem Gespräch meint sie “Im Endeffekt war ich mir selbst vor der Diagnose schon recht sicher, dass es MS sein könnte, weil ich halt sehr, sehr viel recherchiert und gelesen hatte und mich gleichzeitig natürlich nicht selbst diagnostizieren konnte”. Für sie bedeutete die Diagnose MS damals gleichzeitig Klarheit, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. In unserem Gespräch mit ihr wird klar, wie wichtig Wissen und Klarheit für Patient*innen mit der Diagnose MS ist, um gesundheitskompetente Entscheidungen zu treffen.
“Ich sehe es halt als einfacher an, wenn ich weiß, womit ich es zu tun habe und dass ich der Sache einen Namen geben kann, damit ich mich bestmöglich informieren und dann auch informierte Entscheidungen treffen kann.” - Sabrina, 30, MS-Patientin
Sabrina hat als Studentin im Jahr 2016 die Diagnose Multiple Sklerose erhalten.
Sabrina hat als Studentin im Jahr 2016 die Diagnose Multiple Sklerose erhalten.
Die Diagnose fühlte sich nach umfassender Information laut ihr damit “gar nicht mehr unbedingt schlecht an”. Und das ist auch schon der erste Tipp, den Sabrina anderen Personen mit frischer MS-Diagnose an die Hand geben möchte: Informiere Dich.
Die Recherche half Ihr, ein umfassendes Verständnis von Ihrer Krankheit zu bekommen und abzuwägen, was Ihr helfen könnte und was nicht. Sie betont jedoch auch, dass nicht jeder Mensch mit MS diese Herangehensweise bevorzugt und dass es manchmal mehr Sinn ergibt, die Krankheit zu ignorieren, vor allem für junge Menschen. Gerade zu Beginn kann die Flut an Informationen sehr überwältigend sein. Vielleicht kannst Du stattdessen Deine Ärzt*in oder Deinen Arzt um spezifische Fragen bitten oder Deine Familie fragen, ob sie Dich bei der Recherche unterstützen können? Auch ein 1:1 Gespräch über aMStart könnte Dich unterstützen.

Zeit für Veränderung und Selbstreflexion

Durch diese Phase der Auseinandersetzung mit der Autoimmunerkrakung und der Selbstreflexion beschloss Sabrina, ihr Leben zu verändern. Sie brach ihr Studium ab und begann, Vollzeit zu arbeiten. Mit dem verdienten Geld unternahm sie Reisen, die sie schon immer machen wollte, aber aus Angst bisher nicht umgesetzt hatte. Dies war für sie ein wichtiger Schritt, um Ängste zu überwinden und ihre wahre Leidenschaft im Leben zu erkunden.
Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg der Selbsterkenntnis war es auch, auf ihre eigenen Bedürfnisse zu hören. Sie erkannte, dass sie oft nach den Erwartungen anderer lebte und nicht nach ihren eigenen Wünschen. Sie begann, ihre Ängste zu hinterfragen und mehr auf ihre eigenen Bedürfnisse zu achten.
Als Sabrina mit dem Reisen begann, eröffneten sich ihr neue Horizonte. Sie entdeckte ihre Leidenschaft für Kultur und Reisen und überwand ihre Angst, alleine zu reisen. Sabrina reiste nach London, China, Marokko, Tunesien, Ägypten und Spanien und inspirierte andere durch ihren Instagram-Account. Inzwischen hat sie sich entschieden, auch ihr Gesicht und ihren Namen in Verbindung mit ihrem Account zu zeigen, um persönlicher zu werden und sich mit anderen Menschen zu verbinden.

Maybe you should talk to someone…

Sabrina betont wie wichtig ihre psychotherapeutische Unterstützung während der Verarbeitungsphase der Diagnose war. Die Gespräche mit ihrer Therapeutin halfen ihr dabei, ihre Ängste und Sorgen zu besprechen und eine positive Einstellung zur Krankheit zu entwickeln. Sie empfiehlt daher jeder und jedem, der sich überfordert fühlt, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen

Mein Körper, mein Freund.

Inzwischen hat Sabrina gelernt, besser auf ihren Körper zu hören. Vorher hatte sie ihre körperlichen Bedürfnisse oft ignoriert, doch nun achtet sie bewusster auf ihre Gesundheit. Dazu gehört eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Pausen. Indem sie sich Zeit für sich selbst nimmt, konnte sie ihre Lebensqualität verbessern und sich besser mit der Diagnose arrangieren.

Akzeptanz statt Angst

Trotz der Herausforderungen, die MS mit sich bringt, hat Sabrina gelernt, eine positive Einstellung zur MS zu entwickeln. Sie akzeptiert, dass es gute und schlechte Tage geben kann und ist dankbar für die guten Momente. Laut Sabrina ist "Angst ein unglaublich schlechter Ratgeber". Sie versucht, bei Zukunftsängsten in die Beobachterrolle zu gehen, ihre Emotionen zu beobachten und sich stattdessen mit der tatsächlichen Realität auseinanderzusetzen.
Sabrina betonte in unserem Gespräch auch die Bedeutung des Austauschs und der Gemeinschaft. Laut ihr kann es gerade in den ersten Tagen nach der Diagnose hilfreich sein, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, um sich nicht allein zu fühlen. Der Austausch kann dazu beitragen, ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln und Ängste zu reduzieren. Genau deswegen ist sie aMStart und unterstützt unsere Vision.
Mittlerweile ist Sabrina eine der erfolgreichsten Bloggerinnen auf Instagram. Mit ihrem Blog und ihrem Instagram-Account @me.against.ms macht sie über 9.300 Menschen mit MS tagtäglich Mut und ermutigt andere dazu, realistisch-optimistisch mit der Diagnose MS umzugehen. Schaue gerne mal bei ihr vorbei. Wir sind Fans!

Hier liest Du weitere Erfahrungsgeschichten aus unserer Community:

 
notion image
von Jasmin Mir