MS im Homeoffice: Praktische Tipps für Organisation und Produktivität am Arbeitsplatz

Veröffentlicht
Jan 10, 2024
Menschen mit MS sehen sich zahlreichen Herausforderungen am Arbeitsplatz gegenüberstehen. Was allerdings nicht zwangsläufig das Ende einer beruflichen Tätigkeit bedeuten muss.
In Zeiten fortschreitender Digitalisierung und flexibler Arbeitsmodelle gewinnt das Arbeiten im Homeoffice immer mehr an Bedeutung. Die Vorteile liegen auf der Hand: Flexibilität, weniger Pendelstress und die Möglichkeit, die Arbeitsumgebung nach den eigenen Bedürfnissen zu gestalten, was gerade mit MS eine große Erleichterung der Arbeitsbelastung bedeuten kann.
Doch damit der Arbeitsalltag im Homeoffice reibungslos verläuft, ist eine gut durchdachte Arbeitsorganisation wichtig. Wir geben dir wertvolle Tipps, wie du deine Arbeitszeit im Homeoffice optimal gestalten und mögliche Stolperfallen vermeiden kannst.

Umgang mit MS am Arbeitsplatz

Offen mit der Erkrankung am Arbeitsplatz umzugehen, kann Vor- und Nachteile bringen.
Schau so gerne in unsere Serie: „Arbeit & MS - Offener Umgang mit der Diagnose?“ – welche dich dabei unterstützen soll, die richtige Entscheidung für dein persönliches Arbeitsumfeld zu treffen. Die Artikel findest du unten am Ende des Blog-Beitrags.
Aus unserer Sicht gibt es einige Vorteile, offen mit der MS-Erkrankung und den einhergehenden Herausforderungen umzugehen. Das Wissen der Kolleg*innen über die möglichen Einschränkungen, wie Fatigue, motorische Einschränkungen aber auch nachlassende Konzentration im Laufe des Arbeitstages, kann euch im Team dabei unterstützen, deine Aufgaben entsprechend zu organisieren. Meetings in den Vormittag schieben und wichtige Aufgaben, die eine hohe Konzentration erfordern mit frischem Kopf zu erledigen. Eine offene Kommunikation mit Vorgesetzten und Kolleg*innen ist der erste Schritt zu einer erfolgreichen Arbeitsbewältigung – auch im Homeoffice.

Erfolgreich im Homeoffice: Arbeitsorganisation, Tipps und Stolperfallen

Das Arbeiten im Homeoffice erfordert Anpassungsfähigkeit und ein großes Augenmerk für Selbstfürsorge. Durch eine offene Kommunikation mit Vorgesetzten und Kolleg*innen ist es möglich, weiterhin effizient und erfolgreich in der Arbeitswelt tätig sein. Dabei ist die richtige Balance zwischen Arbeit und Selbstfürsorge entscheidend, um die Vorteile des flexiblen Arbeitens zu genießen und die Arbeitsbelastung gut händeln zu können.
Gerade im Homeoffice verschwimmen der Arbeitsalltag und das Privatleben immer mehr. Mal eben schnell die Spülmaschine ein- und ausräumen oder eine Maschine Wäsche anstellen, während du auf das Teewasser wartest. Ganz ehrlich, das macht jeder von uns mal zwischendurch.
Wichtig für eine erfolgreiche Arbeitsbewältigung im Homeoffice ist, dass du dich gut organisierst und dir zwischendurch auch echte Erholungspausen nimmst, anstatt Dinge im Haushalt zu erledigen. So schaffst du neue kognitive Kapazitäten, um die nächsten Arbeitsstunden gut bewältigen zu können.

Stolperfallen im Homeoffice

Lasst uns erst einmal die größten Stolperfallen anschauen, die im Homeoffice auf uns warten:
  1. Arbeit und Privatleben trennen Einer der häufigsten Fehler beim mobilen Arbeiten ist es, Arbeit und Privatleben nicht ausreichend zu trennen. Es ist wichtig, klare Grenzen zu setzen und dies auch im Umfeld zu kommunizieren. Die fehlende physische Distanz zum familiären Umfeld im Homeoffice kann zu Missverständnissen führen. Klare Absprachen mit Familienmitgliedern oder Mitbewohner*innen sind entscheidend, um ungestörte Arbeitszeiten zu gewährleisten. Das hilft dir dabei, dich besser auf die Arbeit zu konzentrieren und deine Kapazitäten und Energien richtig einzuteilen. Das Beste ist, wenn die Arbeit in einem separaten Raum stattfindet, so kannst du nach Feierabend die Türe schließen und dich deiner Freizeit, der Familie und der Erholung widmen.
  1. Überstunden und Überlastung vermeiden Im Homeoffice passiert es schnell, dass wir Überstunden machen und uns zu wenig Pausen nehmen. Manchmal vergessen wir sogar zu essen und zu trinken, weil wir uns in der Arbeit verlieren und auch die Ruhe haben, diese konzentriert zu erledigen. Es ist wichtig, klare Arbeitszeiten festzulegen und Pausen einzuhalten. Eine ausgewogene Work-Life-Balance trägt entscheidend zur langfristigen Zufriedenheit und Produktivität bei.
  1. Mangelnde soziale Interaktion und Isolation Im Homeoffice besteht die Gefahr, sich sozial zu isolieren. Der fehlende persönliche Kontakt zu Kolleg*innen kann sich negativ auf die Motivation und das Wohlbefinden auswirken. Versuche regelmäßig in Kontakt zu bleiben und suche aktiv den Austausch mit deinen Kolleg*innen. Eine starke soziale Verbindung trägt nicht nur zum Teamgeist bei, sondern fördert auch das Gefühl der Zugehörigkeit.

Mobiles Arbeiten mit MS

Manche Menschen tun sich schwer, eigenverantwortlich ihre Aufgaben zu erledigen und lassen sich schnell durch Alltägliches ablenken. Das dreckige Geschirr in der Küche, die trockene Wäsche auf dem Ständer, die dreckigen Fenster, durch die gerade die Sonne scheint. Sind wir den ganzen Tag zu Hause, fallen uns solche Dinge viel mehr auf und stören uns – wir lassen uns ablenken.
Auch die Arbeitsorganisation im Homeoffice ist eine ganz neue Herausforderung:
  • Wie plane ich meine Pausen?
  • Wie sollte mein Arbeitsplatz ausschauen?
  • Was kann ich tun, um wirklich konzentriert und produktiv Arbeiten zu können, auch wenn das dreckige Geschirr in der Küche auf mich wartet und der Korb mit Bügelwäsche überquillt?
Das Arbeiten im Homeoffice ist aber nicht nur eine Herausforderung, sondern eine echte Chance die Arbeitsleistung und -qualität aufrecht zu erhalten und aktiv am Arbeitsleben teilzunehmen.

7 Tipps für erfolgreiches Arbeiten im Homeoffice

  1. Schaffen Dir einen festen Arbeitsplatz Ein fester Arbeitsplatz schafft Struktur und hilft dabei, Berufliches von Privatem zu trennen. Wähle einen ruhigen Ort, der möglichst frei von Ablenkungen ist. Ein bequemer Stuhl, eine höhenverstellbare Arbeitsfläche und eine gute Beleuchtung können dazu beitragen, Muskelverspannungen und Ermüdung zu reduzieren.
  1. Strukturierte Pausen und flexible Arbeitszeiten: Sprich offen mit deinem Arbeitgeber über deine Situation. Vielleicht können flexible Arbeitszeiten oder spezielle Anpassungen am Arbeitsplatz deine Effizienz steigern. Pausen sind im Homeoffice genauso wichtig wie im Büro. Stehe zwischendurch auf, mache einen kurzen Spaziergang, gehe an die frische Luft, Atme tief durch oder strecke/dehne dich einmal. Kleine Pause fördern die Kreativität, erhöhen die Produktivität und beugen Ermüdungserscheinungen vor.
  1. Nutze digitale Hilfsmittel: Entdecke Apps und Programme, die deine Arbeitsabläufe erleichtern können. Von Spracherkennung bis zur Textverarbeitung gibt es viele Tools, die dich dabei unterstützen können, die täglichen Herausforderungen im Homeoffice zu bewältigen.
  1. Gesunde und ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung trägt nicht nur zur körperlichen, sondern auch zur geistigen Gesundheit bei. Achte darauf, ausreichend Vitamine und Nährstoffe zu dir zu nehmen und regelmäßig zu essen. Bist du schnell erschöpft, solltest du am Morgen ein ballaststoffreiches Frühstück zu dir nehmen. Ein warmes Porridge mit Gewürzen, Nüssen und Obst sind eine gute Grundlage für einen energiereichen Tag. Ist deine Mittagspause eher kurz angedacht, kann Meal Prep eine Erleichterung sein. Das Vorplanen und -kochen unterstütz eine gesunde und ausgewogene Ernährung, ohne zu viel Zeit in Anspruch zu nehmen.
  1. Selbstorganisation fördern: Nutze Tools wie Kalender und Aufgabenlisten, um deine Arbeit zu organisieren. Plane Aufgaben, die viel Konzentration erfordern zu Zeiten, in denen du wach und fokussiert arbeiten kannst. Nutze außerdem einen Timer und mache alle 60-90 Minuten eine kurze Pause, bevor du konzentriert eine neue Aufgabe angehst. Strukturierte Abläufe können helfen, Stress zu minimieren und die Arbeitsleitung über den Tag hinweg aufrecht zu erhalten.
  1. Bewegung in den Alltag integrieren: Auch im Homeoffice ist es wichtig, von Zeit zu Zeit aufzustehen und sich zu bewegen. Integriere Bewegung in deine Pausen und finde Möglichkeiten, Bewegung in deinen Arbeitsalltag zu integrieren. Besitzt du einen höhenverstellbaren Schreibtisch kann es von Vorteil sein, zwischendurch immer mal wieder eine Zeit lang zu Stehen. Ein persönlicher Insight: Mein Büro ist im Keller. Wenn ich z.B. zur Toilette muss, gehe ich immer in den ersten Stock, um mehr Bewegung zu haben.
  1. Routinen etablieren: Setze klare Arbeitszeiten und schaffe dir neue Routinen. Routinen helfen dir zum einen dabei, nicht nur noch im Arbeitsmodus zu hängen und zum anderen geben deinem Arbeitstag einen klaren Rahmen. Überlege dir doch ein kleines Ritual um den Feierabend einzuläuten. Ich nutze dabei gerne das Ausklopfen aus unserem Reel auf Instagram, damit kann ich eine klare Grenze von Arbeit zum Feierabend setzen und klopfe die Gedanken an den Job einfach aus. Auch Routinen während der Arbeit - beispielsweise nach 90 Minuten eine Pause einzulegen - helfen dir bei der Selbstorganisation.
Es ist wichtig, sich für das mobile Arbeiten realistische Ziele zu setzen, um Überlastung vorzubeugen. Der Arbeitsplatz im Homeoffice kann mit MS sehr erfolgreich bewältigt werden, wenn man die eigenen Grenzen akzeptiert und sich auf die Stärken konzentriert.
Mit diesen Tipps und dem Bewusstsein für mögliche Stolperfallen kannst du deine Arbeit im Homeoffice effektiv organisieren. Finde für dich die passenden Arbeitsmethoden und passe sie regelmäßig an. So steht einer erfolgreichen und zufriedenstellenden Arbeit im Homeoffice nichts im Wege.
Die MS-Diagnose mag zwar neue Herausforderungen mit sich bringen, aber sie sollte nicht das Ende der beruflichen Reise bedeuten. Mit angepassten Arbeitsbedingungen und einer positiven Einstellung kann das Homeoffice zu einem Ort werden, an dem nicht nur gearbeitet, sondern auch das eigene Wohlbefinden gefördert wird.

Lies gerne unsere weiteren Artikel in der Serie “Arbeit & MS - Offener Umgang mit der Diagnose?”

Umgang mit der MS-Diagnose am Arbeitsplatz: Tipps für eine selbstbewusste Entscheidung
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“Ich habe MS!” - Welche Chancen  und Risiken das Teilen meiner gesundheitlichen Herausforderungen am Arbeitsplatz hat.
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“Ich behalte es für mich.” - Welche Auswirkungen es am Arbeitsplatz haben kann, wenn ich meine MS Diagnose für mich behalte.
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von Julia Bierenfeld