Arbeitspausen und Energiemanagement bei MS: Wie Du bei der Arbeit produktiv bleiben kannst

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Arbeiten mit Multipler Sklerose (MS) kann eine Herausforderung sein, aber mit dem richtigen Energiemanagement ist es durchaus möglich, produktiv und positiv durch den Arbeitstag zu kommen. In diesem Artikel werden wir uns darauf konzentrieren, wie Arbeitspausen einen entscheidenden Beitrag zum erfolgreichen Energiemanagement bei MS leisten können.

Die Bedeutung von Energiemanagement bei MS

Energiemanagement im beruflichen Alltag spielt bei Menschen mit MS eine entscheidende Rolle, um weiterhin aktiv am Arbeitsleben teilnehmen zu können. Eines der häufigsten Symptome bei MS ist die Fatigue, eine spezifischen Form der Erschöpfung.
Durch ein bewusstes Energiemanagement kannst Du Deine Lebensqualität verbessern und Symptome wie Muskelverspannungen, Schmerzen und kognitive Beeinträchtigungen minimieren. Insbesondere im Berufsleben ist es wichtig, die eigene Arbeitsfähigkeit aufrechtzuerhalten, was sich durch gezielte Pausen und eine gut strukturierte Arbeit erreichen lässt. So kannst du deine Produktivität steigern und Überforderungssituationen vermeiden.
Ein bewusstes Energiemanagement fördert nicht nur die physische, sondern auch die mentale Gesundheit, indem es Stress und negative Emotionen reduziert. Dabei geht es auch noch weit über den Arbeitsalltag hinaus, denn Deine Energie gezielt einzusetzen ermöglicht es Dir, an Freizeitaktivitäten teilzunehmen und soziale Kontakte aufrechtzuerhalten. Dies trägt zu einem positiven Lebensgefühl bei und hilft, soziale Isolation zu vermeiden.

Die Macht der gezielten Pausen

Arbeitspausen sind keine Zeichen von Schwäche, sondern vielmehr strategische Schachzüge, um die Energie zu erhalten. Kurze Pausen ermöglichen es, sich zu erholen, neue Energie zu tanken und die Produktivität zu steigern. Ein kurzer Spaziergang, Dehnübungen oder eine kurze Atempause können Wunder wirken.
Vorteile von regelmäßigen Pausen:
  • Pausen helfen, Überforderung zu vermeiden, indem sie die Arbeitszeit in gut handhabbare Abschnitte unterteilen.
  • Regelmäßige Pausen ermöglichen es, den Fokus zu bewahren und die Leistungsfähigkeit zu steigern.
  • Pausen ermöglichen eine kurze Auszeit, um Stress abzubauen und die emotionale Gesundheit zu stärken.
  • Pausen geben die Gelegenheit, kurze Dehnübungen oder Entspannungsübungen durchzuführen, um die Muskeln zu lockern und Beschwerden zu lindern.
  • Die kurzen Unterbrechungen ermöglichen es, mit frischem Blick an Aufgaben zurückzukehren, was zu kreativeren Lösungen und effizienterem Arbeiten führen kann.
  • Pausen erlauben es, den Arbeitsplatz zu verlassen und sich zu bewegen. Dies ist besonders wichtig, um ergonomische Probleme zu vermeiden.
  • Pausen sind ein Akt der Selbstfürsorge und bieten eine Möglichkeit, sich selbst die notwendige Zeit zur Erholung zu geben.
  • Pausen erlauben es, den Arbeitstag individuell an die eigenen Bedürfnisse anzupassen und somit die bestmöglichen Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Insgesamt helfen regelmäßige Pausen Dir dabei, deine Arbeitsfähigkeit zu erhalten, die Lebensqualität zu verbessern und den Herausforderungen im Arbeitsumfeld zu begegnen.

Planung ist der Schlüssel

Ein effektives Energiemanagement erfordert eine sorgfältige Planung. Strukturiere deine Arbeit so, dass intensive Aufgaben mit Pausen abwechseln. Setze klare Ziele für jeden Arbeitstag und teile die Arbeit in machbare Abschnitte auf, um Überforderung zu vermeiden. Auch kann es wichtig sein, sich mit Kolleg*innen über wichtige Termine abzustimmen und diese in Deinen leistungsstärksten Abschnitt des Tages zu legen.

Ergonomie am Arbeitsplatz

Ein gut gestalteter Arbeitsplatz kann Wunder wirken. Achte darauf, dass Dein Arbeitsbereich ergonomisch ist, um körperlichen Stress zu minimieren. Dies kann Rückenschmerzen und Muskelverspannungen reduzieren. In unserem Beitrag: “Barrierefreiheit am Arbeitsplatz: Tipps für MS-Betroffene und Arbeitgeber*innen” haben wir Dir bereits eine Vielzahl an Tipps zusammengestellt, wie ein gut ausgestatteter und barrierefreier Arbeitsplatz aussehen kann.

Die Kraft der positiven Gedanken

Die mentale Einstellung spielt eine wichtige Rolle im Energiemanagement. Ärgerst Du Dich ständig über deine Kolleg*innen oder lässt Du Dich von der Stimmung Anderer beeinflussen, kann dies Deine Leistungsfähigkeit reduzieren. Versuche Dich abzugrenzen und Dich voll und ganz auf Deine Arbeit zu fokussieren. Wir verstehen, dass dies nicht immer einfach ist, jedoch kann dies auch ein wichtiger Akt der Selbstfürsorge sein, ganz bei Dir zu bleiben. Versuche positiv zu bleiben, auch wenn mal etwas nicht so gut läuft und Du unzufrieden mit deiner Leistung oder dem Abschluss eines Projekts bist. Lass Dich nicht entmutigen, sondern schau, was Du beim nächsten Mal vielleicht besser machen kannst, anstatt Dich über das Vergangene zu ärgern. Eine optimistische Perspektive kann einen erheblichen Einfluss auf Deine Energie und Produktivität haben.

Das richtige Gleichgewicht finden

Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Erholung zu finden. Überanstrengung kann zu Erschöpfung führen, während zu viel Ruhe den Körper schwächen kann. Experimentiere mit verschiedenen Zeitplänen und Pausenlängen, um herauszufinden, was für Dich am besten funktioniert.

Bewegung in den Arbeitsalltag integrieren

Bewegung ist ein Schlüssel zur Energiegewinnung. Finde Möglichkeiten, leichte Übungen in deinen Arbeitstag zu integrieren. Dies könnte eine kurze Dehnübung in der Mittagspause oder ein Spaziergang während eines Telefonats sein. Prüfe zusammen mit Deinem/Deiner Arbeitgeber*in die Möglichkeit einen höhenverstellbaren Schreibtisch anzuschaffen, so kannst Du Deine Arbeitsposition (wenn dies für Dich möglich sein sollte) den Tag über wechseln. Arbeiten im Stehen gibt auch neue Energie und fördert die Konzentration.

Selbstfürsorge nicht vergessen

Selbstfürsorge ist nicht selbstsüchtig, sondern eine Notwendigkeit. Achte darauf, ausreichend zu schlafen, gesund zu essen und Dir regelmäßig Pausen zu nehmen. Indem Du gut für Dich selbst sorgst, stärkst Du nicht nur Deine physische, sondern auch Deine mentale Energie.
Gezielte Selbstfürsorge kann im Arbeitsalltag Deine Gesundheit und Lebensqualität nachhaltig verbessern. Hier sind einige praktische Tipps, wie Du dies umsetzen kannst:
  1. Bewusstsein für die eigenen Grenzen: Akzeptiere Deine individuellen Grenzen und höre auf die Signale Deines Körpers. Es ist wichtig zu erkennen, wann es Zeit für eine Pause ist oder wann Du Deine Arbeitsbelastung reduzieren musst.
  1. Planung und Priorisierung: Strukturiere Deinen Arbeitstag durch sorgfältige Planung und Priorisierung. Setze klare Ziele und teile Aufgaben in machbare Abschnitte auf, um Überforderung zu vermeiden.
  1. Effektives Zeitmanagement: Nutze Zeitmanagementtechniken, um deine Arbeitszeit effizient zu nutzen. Dies kann das Setzen von klaren Zeitlimits für Aufgaben oder die Anwendung der Pomodoro-Technik, bei der intensive Arbeitsphasen mit kurzen Pausen abgewechselt werden, beinhalten.
  1. Regelmäßige Pausen: Plane regelmäßige Pausen ein, um Dich zu erholen und Energie zu tanken. Verwende diese Pausen, um Dich zu dehnen, tief durchzuatmen oder kurze Spaziergänge zu machen, um die Durchblutung zu fördern und Muskelverspannungen zu reduzieren.
  1. Selbstreflexion: Nimm dir regelmäßig Zeit für Selbstreflexion. Überprüfe, wie Du Dich fühlst, und passe Deine Arbeitsgewohnheiten entsprechend an. Dies ermöglicht eine kontinuierliche Anpassung an die sich ändernden Bedürfnisse Deines Körpers.
  1. Gesunde Ernährung: Achte auf eine ausgewogene Ernährung, die Deine Energielevels unterstützt. Trinke ausreichend Wasser und vermeide übermäßigen Konsum von Koffein, um Schlafmuster nicht zu stören.
  1. Regelmäßige Bewegung: Integriere leichte Bewegung in Deinen Arbeitsalltag. Kurze Dehnübungen oder Spaziergänge während Pausen können helfen, die Muskulatur zu entspannen und die allgemeine Fitness zu fördern.
  1. Stressmanagement-Techniken: Lerne Stressmanagement-Techniken wie Meditation oder Atemübungen, um emotionale Belastung zu reduzieren. Ein entspannter Geist trägt maßgeblich zu einem gesunden Körper bei.

Die Löffel-Theorie als Anwendung im Arbeitsumfeld

Vielleicht hast Du schon mal etwas von der Löffel-Theorie gehört. Sie wurde von der Bloggerin Christine Miserandino entwickelt und ist eine anschauliche Metapher, um die begrenzte Energiemenge von Menschen mit chronischen Erkrankungen, wie Multipler Sklerose (MS), zu erklären. Die Theorie basiert darauf, dass jeder Tag eine bestimmte Anzahl von "Löffeln" an Energie zur Verfügung steht, wobei jeder Löffel eine Einheit dieser begrenzten Ressource repräsentiert.
Die Löffel-Theorie kann auch im Arbeitsumfeld angewandt werden, um die begrenzte Energie effektiv zu nutzen. Wir haben Dir einige Tipps zusammengestellt, wie du sie in deinem Arbeitsalltag anwenden kannst.
Im ersten Schritt startest Du damit, deine Energielevel und die Anzahl der "Löffel" pro Tag zu analysieren. Die Menge an "Löffeln" oder Energie, die Du an einem Tag zur Verfügung hast, kann von Tag zu Tag variieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter Dein individueller Gesundheitszustand, Schlafqualität, Stressniveau und körperliche Aktivitäten.
Zu Beginn kann es Dir schwerfallen, hier die richtige Einschätzung zu treffen, daher kann es sinnvoll sein über einen bestimmten Zeitraum ein Tagebuch zu führen, indem Du Deine Aktivitäten und Deine Energielevels festhältst. Notiere, wann Du Dich energiegeladen fühlst und wann Du Erschöpfung bemerkst. Dies kann Dir helfen, Muster zu erkennen und Deine Selbsteinschätzung zu verbessern.

Mit realistischen Zielen und Prioritäten Energie im Arbeitsalltag sparen

Analysiere, wie viel Energie verschiedene Aktivitäten erfordern. Beachte dabei nicht nur physische Anstrengungen, sondern auch emotionale und mentale Belastungen. Außerdem solltest Du Deine täglichen Aufgaben nach ihrer Wichtigkeit und dem Energieaufwand, den sie erfordern ordnen. Setze Prioritäten und beginne mit den Aufgaben, die die höchste Priorität haben und weniger Energie erfordern.
Setze Dir für deinen Arbeitsalltag realistische Ziele. Berücksichtige dabei, dass einige Arbeitstage mehr "Löffel" erfordern könnten als andere. Vermeide es, Dich selbst zu überfordern, indem Du akzeptierst, dass nicht alles an einem Tag erledigt werden muss.

Die Signale Deines Körpers geben Dir wichtige Hinweise

Sei achtsam im Umgang mit Deiner Energie. Lerne, die Anzeichen von Erschöpfung zu erkennen, und reagiere darauf, bevor Du völlig erschöpft bist. Das können beispielsweise Konzentrationsprobleme, Muskelschwäche oder erhöhte Schmerzen sein. Wenn solche Anzeichen auftreten, ist es wichtig, Deine Aktivitäten zu reduzieren und Ruhephasen einzuplanen. Überlege Dir schon im Vorfeld, wann an Deinem Arbeitstag Du Pausen einlegen kannst, um Dich zu erholen und Energie zu tanken. Diese Pausen könnten kurze Spaziergänge, Atempausen oder Dehnübungen beinhalten. Teste zudem verschiedene Pausenlängen und -arten, um herauszufinden, welche für Dich am effektivsten sind. Manche Menschen profitieren von kurzen, häufigen Pausen, während andere längere Ruhezeiten bevorzugen.
Auch im Arbeitsalltag sind Routinen eine wichtige Ressource. Schau, wo Du Routinen integrieren kannst, denn sie bringen nicht nur Struktur, sondern helfen Dir dabei, Energie zu sparen, da sie weniger Entscheidungsprozesse erfordern.

Grenzen wahren und Geduld zeigen für ein besseres Energiemanagement

Seine eigenen Grenzen zu achten ist nicht nur im persönlichen Umfeld wichtig, sondern auch im Arbeitsalltag. Im Job neigen wir oft dazu zusätzliche Aufgaben zu erledigen, Überstunden zu machen oder Kolleg*innen zu unterstützen. Aufgrund Deiner begrenzten Energie solltest Du auch hier lernen "Nein" zu sagen und Grenzen zu setzen, wenn es notwendig ist. Es ist wichtig zu erkennen, dass Du nicht alles für alle tun kannst und dass Selbstschutz ein integraler Bestandteil des Energiemanagements ist.
Akzeptiere, dass es Tage geben wird, an denen Deine Energie knapp ist, und sei geduldig mit Dir selbst. Sprich auch an schlechten Tagen liebevoll mit Dir, anstatt in Selbstvorwürfe zu versinken. Diese Selbstakzeptanz ist entscheidend, um Deine Leistungsfähigkeit im Arbeitsalltag zu bewahren und weiterhin aktiv am Arbeitsleben teilnehmen zu können.
Die Anwendung der Löffel-Theorie ist ein stetiger Lernprozess. Sei offen für Anpassungen und lerne aus Erfahrungen, um Dein Energiemanagement im Arbeitsalltag kontinuierlich zu verbessern.

Akzeptanz und Anpassung

Akzeptiere, dass sich die Bedürfnisse Deines Körpers im Laufe der Zeit ändern können. Sei bereit, Deine Arbeitsgewohnheiten anzupassen und Deine Strategien für das Energiemanagement zu überdenken, um den sich ändernden Anforderungen gerecht zu werden.
Ein flexibles Arbeitsumfeld kann dabei enorm helfen. Falls möglich, erkunde die Optionen für Homeoffice oder flexible Arbeitszeiten. Dies ermöglicht es, den Arbeitstag besser an die individuellen Bedürfnisse und Energiemuster anzupassen.

Energiemanagement als Schlüssel zum produktiven Arbeiten

Insgesamt ist ein effektives Energiemanagement der Schlüssel, um die Leistungsfähigkeit zu erhalten und weiterhin aktiv und selbstbestimmt am Arbeitsleben teilzunehmen. Arbeitspausen, die richtige Planung und eine positive Einstellung können einen erheblichen Unterschied machen. Experimentiere mit verschiedenen Strategien, um herauszufinden, was für Dich am besten funktioniert.
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Höre gerne einmal in unsere Podcast Folge “Gesunde Grenzen am Arbeitsplatz”. In dieser Folge sprechen wir über Fragen wie “Wie können junge Menschen mit MS bei der Berufswahl vorgehen?” “(Wie) kann eine Person mit MS Einfluss auf die Leistung nehmen?” und “Wie gelingt es, gesunde Grenzen zu setzen?” Hier geht es zum Podcast auf SpotifyaMOhr findest du überall, wo es Podcasts gibt.
 
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von Julia Bierenfeld