Umgang mit der MS-Diagnose am Arbeitsplatz: Tipps für eine selbstbewusste Entscheidung (1)

Veröffentlicht
Jan 10, 2024
Die Diagnose Multiple Sklerose (MS) kann das Leben grundlegend verändern, insbesondere wenn es um die Entscheidung geht, ob man am Arbeitsplatz offen über die Erkrankung sprechen sollte. Diese Entscheidung ist höchst individuell und von verschiedenen Faktoren abhängig, die sorgfältig abgewogen werden sollten. Persönliche Eigenschaften, das Arbeitsumfeld, die Bedingungen am Arbeitsplatz und individuelle Ziele spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Dilemma zwischen Offenheit und Verschwiegenheit

Die Frage, ob man die MS-Diagnose am Arbeitsplatz offenlegen sollte, ist ein komplexes Dilemma. Einerseits kann die Offenlegung eine ehrliche Kommunikation fördern und Verständnis seitens der Kolleg*innen und Vorgesetzten ermöglichen. Andererseits besteht die Möglichkeit, dass Vorurteile und Unsicherheit aufkommen, was sich möglicherweise auf die berufliche Entwicklung auswirken könnte.
Beide Optionen, sowohl die Offenlegung als auch das Verschweigen der gesundheitlichen Beeinträchtigung, sind aktive Schritte, um den Umgang mit der MS-Diagnose selbst zu gestalten. Es ist wichtig zu erkennen, dass es keine klare Schwarz-Weiß-Entscheidung gibt, und dass es viele Gestaltungsspielräume gibt, um die Situation individuell zu managen.

Selbstbewusste Entscheidungsfindung

Um eine selbstbewusste Entscheidung zu treffen, ist es ratsam, verschiedene Aspekte gründlich durchzudenken:
  1. Persönliche Überlegungen: Reflektiere deine persönlichen Einstellungen und den eigenen Umgang mit der MS-Diagnose. Wie fühlst du dich dabei und welche Auswirkungen könnte die Offenlegung oder Verschwiegenheit auf dein emotionales Wohlbefinden haben?
  1. Arbeitsumfeld: Analysiere dein Arbeitsumfeld und die Unternehmenskultur. Gibt es klare Richtlinien zur Unterstützung von Mitarbeiter*innen mit chronischen Erkrankungen? Hat das Unternehmen Erfahrung im Umgang mit ähnlichen Situationen?
  1. Individuelle Ziele: Setze dir klare berufliche Ziele und überlege, inwiefern die Offenlegung deiner MS-Diagnose diese Ziele beeinflussen könnte. Können Anpassungen am Arbeitsplatz notwendig sein, um deine Leistungsfähigkeit zu erhalten?
  1. Die Bedeutung der Offenheit verstehen: Die Entscheidung, die Diagnose am Arbeitsplatz zu teilen, kann als bedeutender Schritt betrachtet werden. Es schafft die Möglichkeit für offene Kommunikation und Verständnis. Es ist jedoch auch wichtig, die möglichen Folgen dieser Offenheit abzuschätzen. Dies beinhaltet die Überlegung von Vor- und Nachteilen sowie die möglichen Auswirkungen auf die berufliche Laufbahn.
  1. Unterstützung suchen und Netzwerke nutzen: Es ist wichtig, während des Entscheidungsprozesses Unterstützung zu suchen. Sprich mit Freund*innen oder Familienmitgliedern über deine Gedanken und Gefühle. Nutze auch gerne die Möglichkeit, dich über www.amstart.net mit geschulten betroffenen Gesprächspartner*innen auszutauschen.
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Bei aMStart denken wir Selbsthilfe neu: unabhängig, jung und digital. Unser Fokus liegt dabei auf junge Erwachsene mit MS. Wir verstehen, dass bei der Diagnose MS viele Fragen und Emotionen aufkommen, doch herkömmliche analoge Selbsthilfegruppen sprechen junge Menschen kaum an. Deshalb schaffen wir digitale, persönliche und leicht zugängliche Räume für den Austausch von Emotionen, Fragen und Erfahrungen, die wir selbst zu Beginn der Diagnose vermisst haben. Dabei sind wir gemeinnützig und pharma-unabhängig!
Die Entscheidung, wie du am Arbeitsplatz mit der MS-Diagnose umgehst, ist eine persönliche Reise. Eine bewusste Entscheidung erfordert eine gründliche Reflexion über persönliche Werte, berufliche Ziele und das Arbeitsumfeld.
Unabhängig von der getroffenen Entscheidung ist es wichtig zu wissen, dass Unterstützung vorhanden ist und dass es Möglichkeiten gibt, den Arbeitsplatz so anzupassen, dass er den individuellen Bedürfnissen gerecht wird.
Damit du für dich eine bewusste Entscheidung treffen kannst, findest du in unseren weiteren Artikeln alles Wichtige darüber zusammengefasst, wenn du offen über deine MS sprichst, oder du sie geheim hältst.

Lies dazu auch unsere weiteren Artikel in der Serie “Arbeit & MS - Offener Umgang mit der Diagnose?”

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von Julia Bierenfeld
Quellen: